Ambositra
Die in 1500 Meter Höhe gelegene Kleinstadt
besitzt das kühlste Klima der Insel und ist
als Regenloch bekannt, womit wir unliebsame
Bekanntschaft machen konnten. Morgens noch
in strahlendem Sonnenschein einen
Sonnenbrand geholt, entstand zur Mittagszeit
ein heftiges Gewitter mit Platzregen.
Die Bauern von Ambositra betreiben den traditionellen
Nassreisanbau auf Terrassen mit kunstvollen
Bewässerungssystemen.
Berühmt geworden ist Ambositra auch durch
sein Kunsthandwerk, Holzschnitzereien auf
höchstem Niveau. Angefertigt werden die
Holzschnitzereien (seit 2003 Weltkulturerbe
der UNESCO) vom Volk der Zafimaniry, das
nur 20.000 Köpfe umfasst und östlich von
Ambositra sein Stammesgebiet hat.
In der Region von Ambositra gibt es
interessante Ausflugsziele wie den
Antety-Berg (1845 m) mit dem alten
Königspalast (Rova) in 6 km Entfernung
von der Stadt auf einer Anhöhe (links
Palastgebäude).
Traditionell findet in Madagaskar alle 7
Jahre in jeder Familie eine
Totenumwendung statt. An einer solchen
Zeremonie konnten wir teilnehmen und
wurden als Ehrengäste im Haus des
Verstorbenen beköstigt.
Familienmitglieder erzählen aus dem Leben
des Toten. Das ganze Dorf nimmt an der
Veranstaltung teil, wobei an kleinen
Ständen Speisen und Getränke verkauft
werden. Das ganze ähnelt einem Dorffest und
ist eher eine lustige wie ernste Veranstaltung
mit Musik und Tanz.
Als Fremde wurden wir als Ehrengäste in das
Haus des Verstorbenen eingeladen und mit
frisch gekochtem Reis und einer Soße aus
Zebufleisch verköstigt. Ob allerdings das
Geschirr Wasser gesehen hat oder nur durch
die Durchreiche und die Tür wieder in den
Raum gefunden hat, bleibt besser der
Fantasie überlassen.
Für die Renovierung oder gar
Neuerrichtung eines Grabes
(links, ca. 4000€) verschuldet
sich die Familie oft bis an ihr
Lebensende. Die größte Strafe
für einen Madegassen ist es,
wenn er nicht im Familiengrab
beigesetzt wird.
Die Armut der Menschen wird abseits der geteerten Straße deutlich. Selbst
die Kleinsten müssen mitarbeiten, und sei es nur Holz sammeln, um den
Lebensunterhalt bestreiten zu können.
© Wolfgang Will 2013
von Tanja und Wolfgang